Unsere Gesellschaft befindet sich in einem stetigen Wandel. Die digitale Welt durchdringt unseren Alltag. Eine Welt ohne Internet? Unvorstellbar! Wir passen uns der digitalen Umwelt an und finden neue Wege, die Vielfalt und Geschwindigkeit der Informationen besser zu verarbeiten. Dank Augmented Reality ist es nun sogar möglich, dass wir in der realen Welt digitale Zusatzinformationen erhalten. So lassen sich Auskünfte über Orte oder Objekte in Echtzeit und direkt vor Ort erteilen. Mittels Augmented Reality lassen sich Dinge mit dem Smartphone entdecken, die für andere unsichtbar bleiben. So kann der Smartphone-Nutzer beispielsweise in die Vergangenheit reisen, Bilder zum Sprechen bringen oder Dinge zum Leben erwecken. Der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt.
Was ist Augmented Reality?
Augmented Reality nennt man die computergestützte Wahrnehmung der Realität. Es handelt sich also quasi um eine „erweiterte Realität“, welche unsere Umwelt mit digitalen Zusatzinformationen anreichert. Dabei können theoretisch alle menschlichen Sinnesorgane angesprochen werden. In der Praxis richten sich die durch Augmented Reality vermittelten Informationen aber vor allem noch an unsere Augen und Ohren. Die Technologie ist keineswegs neu. So nutzen Wissenschaft, Militär, Flugindustrie, Medizin und Filmwirtschaft Augmented Reality schon seit geraumer Zeit. Doch der breiten Masse blieb die „erweiterte Realität“ bislang weitgehend unbekannt. Es fehlte schlicht der passende „Empfänger“. Dieses Problem ist nun gelöst. Dank rechenstarker Smartphones existieren mittlerweile Geräte, die die nötige Hard- und Software für diese Technologie besitzen.
Wie funktioniert Augmented Reality?
Im Grunde ist es ganz einfach: Das Smartphone nimmt über die Kamera die reale Umgebung auf und blendet in das Bild weitere visuelle, textuelle oder auditive Informationen ein. Für die Art derInformationsgewinnung unterscheidet man grundsätzlich zwei Verfahren: „Sensor-based Augmented Reality“ und „Image Recognition Augmented Reality“. Bei dem sensorbasierten Verfahren nutzt das Smartphone eingebaute Sensoren wie GPS-Verortung, Kompass oder Neigungssensor. Mit ihrer Hilfe können zusätzliche Informationen recht exakt im Kamerabild verortet werden. Die Kölner App-Agentur Pausanio nutzt in einem eigenen Augmented-Browser dieses Verfahren zum Beispiel in der iPhone-App „Hellweg – ein Lichtweg“ (http://bit.ly/ODVT8z). Hier zeigen eingeblendete Layer dem Besucher des Lichtinstallationsweges Richtung und Entfernung zu den jeweiligen Kunstobjekten an. Ein Nachteil des Sensorbased-Verfahrens liegt darin, dass die Anwendung nur im Außenraum funktioniert, da sie ein GPS-Signal benötigt. Dagegen basiert „Image Recognition“ auf Bilderkennung: Die Anwendung identifiziert im Kameraausschnitt ein Bild und legt auf dieses visuelle, textuelle oder auditive Information. Das Verfahren ist vergleichsweise aufwendig, die Möglichkeiten aber sind viel- versprechend – vor allem für Museen: Image Recognition Augmented Reality funktioniert ohne GPS und damit auch im Innenraum. Benötigt wird lediglich ein Internetzugang. Beide Technologien entsprechen dem Video-see-through-Prinzip. Das heißt, dass die Meldungen in das Kamerabild eingeblendet werden. Darüber hinaus gibt es das Prinzip Optical-see-through. Hier erscheinen die Informationen dem Nutzer auf einem Fensterglas. Wie ausgereift die Technologie bereits ist, stellt derzeit die Autoindustrie unter Beweis: Als erster Hersteller bietet BMW eine serienreife Fensterfront an, welche dem Fahrer wichtige Nachrichten mitteilt. Aber auch andere Unternehmen experimentieren mit neuen Anwendungsbereichen: Google arbeitet an einer Brille mit Augmented Reality.
Berührungsfreie Ergänzung von Kunst und Kultur
Auch im Bereich von Kunst und Kultur stellt Augmented Reality eine Bereicherung dar. Die Technologie lenkt den Blick und ermöglicht so die Symbiose einer traditionellen und einer zukunftsorientierten Betrachtungsweise von Objekten. Längst greifen Aussteller und Museen auf Präsentationsformen wie Audioguides und Texttafeln zurück. Mit Augmented Reality erhält der Besucher eine weitere Vermittlungsinstanz, die auf innovative Art und Weise Zugang zu Texten, Bildern und Filmen verschafft. Die Technologie erscheint auch deswegen für Kulturinstitutionen interessant, da Augmented Reality den realen Raum unberührt lässt und Informationen ausschließlich digital bereitstellt. Die Marktforschungsfirma Juniper Research prognostizierte jüngst, dass die Zahl der heruntergeladenen Augmented Reality- Applikationen enorm steigen wird: von elf Millionen im Jahr 2010 auf voraussichtlich 14 Milliarden im Jahr 2015. Augmented Reality ist mehr als ein weiterer Trend der Mobilfunk-Branche. Es ist eine Technologie, die unser Leben nachhaltig beeinflussen und prägen wird. So kann Augmented Reality schon jetzt längst Vergessenem neues Leben einhauchen, Porträts zum Sprechen bringen oder ganze Armeen durch Schlosshallen marschieren lassen.
Holger Simon und Daniela Günther
Dieser Artikel ist in der Ausgabe zwei August 2012 in KulturBetrieb – Magazin für innovative und wirtschaftliche Lösungen erschienen: http://www.schmitt-art.de/fileadmin/user_upload/kulturbetrieb/KulturBetrieb-Ausgabe-2.pdf