Mehrmals die Woche bloggte Marta, das Museum für zeitgenössische Kunst in Herford. Mehrmals die Woche erschienen Artikel unterschiedlichster Art von verschiedenen Autoren, bis damit plötzlich Ende Oktober Schluss sein sollte. #Martabrichtaus! Aber nur für einen Monat, zum Glück! Denn das gesamte Museumsteam wollte sich die Zeit nehmen, um ein bisschen Abstand zum Blog zu gewinnen. Die Idee dahinter: Die Inhalte und die Intention hinter dem Blog sollten neu überdacht und die alte Strategie neu fokussiert werden. Seit dem 2. Dezember ist Marta nun zurück. Ein Schritt, der Mut beweist und doch der richtige zu sein scheint!
Der Museumsblog: Einer von vielen?
Der Marta-Blog ist nur einer von derzeit 95 aktiven Museumsblogs in Deutschland, wie der Blogroll von KulturMuseumTalk zeigt. Eine recht geringe Zahl, wie Tanja Praske in ihrem Kommentar bei MUSERMEKU bemerkt. Denn obwohl wir allerorts den digitalen Wandel sehen, scheint das die Zahl der Museumsblogs nicht sonderlich zu beeinflussen. Hatte Praske bereits im Jahr 2013 65 Blogs gezählt, so sind es heute – drei Jahre später – nur 30 mehr. Eine winzige Ausbeute, wenn man bedenkt, dass es mehr als 6.500 museale Institutionen in Deutschland gibt. Dabei ist es nicht nur bedauerlich, dass sich noch immer erst wenige Museen in die Sozialen Netzwerke trauen. Es ist vor allem deswegen bedauerlich, weil gerade Blogs viele Chancen und Nutzen bereithalten.
Was bringt ein Blog eigentlich?
Wie auf Facebook, Twitter und Co. ist es auf einem Blog möglich, Informationen zu streuen und so mit Lesern durch die Kommentarfunktion ins Gespräch zu kommen und mit ihnen zu diskutieren. Die Kernarbeit eines Blogs ist es allerdings, eigene Inhalte zu publizieren. Und zwar solche, die NICHT einer bestimmten Zeichenzahl unterworfen sein müssen, um entweder überhaupt gepostet oder von den Nutzern registriert zu werden. Im Gegensatz dazu bietet der Blog genügend Raum, um dort ausführlich Stellung zu beziehen, Museumsinhalte bzw. -einblicke zu zeigen und Wissensvermittlung zu betreiben. Das ist der eigentliche Mehrwert von Blogs, der von anderen Kanälen in diesem Umfang nicht geleistet werden kann. Oder haben Sie schon einmal eine gute Bildbeschreibung in max. 140 Zeichen gelesen? Außerdem können durch die dort generierten Inhalte wiederum andere Social-Media-Kanäle gespeist werden. Zusammengefasst ist der Blog demnach Teil einer ganzheitlich gedachten Social-Media-Strategie, die Hand in Hand mit anderen Kanälen geht und deshalb nicht vernachlässigt werden sollte.
Es ist nicht alles Gold, was glänzt!
Um diese Vorteile nachhaltig zu verfolgen ist eine Strategie unumgänglich. Diesen Aspekt führt uns auch die Abschaltung des Marta-Blogs deutlich vor Augen. Teil der Strategie muss es nämlich auch sein, dass funktionierende Plattformen von Zeit zu Zeit überdacht und die Strategie neu ausgerichtet werden muss. Schließlich nagt der Zahn der Zeit an allem und bringt laufende Veränderungen mit sich. Nicht nur, dass technische Neuerungen wie responsive Websites Veränderungen der Plattform bedürfen. Auch Mitarbeitende kommen und gehen – und geben der Institution damit eine andere und vielleicht neue Ausrichtung. Der Blog als Spiegel der Institution darf demnach nicht statisch sein, sondern muss sich im Gegenteil anpassen. Manchmal braucht es einfach einen „Content-Relaunch“, resümiert der künstlerische Direktor des Marta Herford Roland Nachtigäller.
Wir finden: Ein Blog lohnt sich!
Wir finden, dass der Blog das Herzstück einer digitalen Strategie ist, dessen sich viel mehr Museen bedienen sollten. Aber natürlich dient es der Social-Media-Strategie nicht, einfach nur einen Blog aufzusetzen, damit es einen gibt. Ein Blog bedarf eines Konzepts sowie der regelmäßigen Pflege. Nur dann ist er gewinnbringend und macht Spaß.
Diese Aspekte hat das Marta Herford für sich erkannt und sich entschlossen, die Strategie zu überholen. Ein Schritt, der Mut beweist, sich aber lohnt. Und deshalb wollen wir das Marta Herford herzlich zum Relaunch beglückwünschen!
Verfasserin dieses Beitrags

Roland Nachtigäller
3. Februar 2017 @ 16:48
Liebe Carolin Ayasse,
vielen Dank für dieses große Lob, über das wir uns hier sehr gefreut haben. Tatsächlich war es auch im Rückblick noch ein wichtiger Schritt, diese Denkpause vor allem intern zu wagen. Und wenn man – wie sich gezeigt hat – dies auch noch gut nach außen kommuniziert, dann ist selbst so ein temporäres “Abschalten” nicht zwangsläufig mit der Gefahr des Vergessenwerdens verbunden.
Die eigene Öffentlichkeit ist nach wie vor ein zentrales Stichwort und ich bin immer wieder fasziniert, wie viel Spaß bei vielen MitarbeiterInnen daran zu beobachten ist, diese Plattform für sich zu erobern. Aber es kostet eben auch viel Zeit und individuelles Engagement, sicherlich ein Hauptgrund, warum die Zahl der Museumsblogs noch nicht explodiert ist.
Mit herzlichen Grüßen
Roland Nachtigäller
pausanio
6. Februar 2017 @ 8:23
Lieber Herr Nachtigäller,
wir freuen uns sehr darüber, dass Sie den Artikel gelesen haben und der ja anscheinend auch auf Zustimmung gestoßen ist. Das Blog als Instrument für Öffentlichkeitsarbeit bleibt ein spannendes Feld! Wir freuen uns weiterhin auf viele Artikel vom Marta-Blog :)
Beste Grüße!
Angelika Schoder
5. Februar 2017 @ 14:06
Liebe Carolin,
vielen Dank für die Verlinkung von musermeku.org!
Welchen Mehrwert und welche Qualität ein Museumsblog haben kann, zeigen leider nur sehr wenige Museen in Deutschland. D.h. unter den ohnehin schon wenigen bloggenden Museen gibt es dann sogar nur einen Bruchteil von Institutionen, welche das Medium Blog wirklich zielführend nutzen. Letztendlich hängt es sicher an knappen personellen Ressourcen.
Vor diesem Hintergrund sollten sich Museen genau überlegen, ob ein Blog sich wirklich als “Herzstück einer digitalen Strategie” eignet. Für einige stimmt das sicherlich, doch pauschal lässt sich das nicht sagen. Viele Museen wären besser damit bedient, eher ihre Website als Herzstück ihrer digitalen Strategie fit zu machen. Wer es nicht mal schafft, seine Website responsive umzusetzen und regelmäßig mit aktuellen News auszustatten, braucht nicht erst ans Bloggen zu denken. Leider trifft das auf zu viele Museen zu…
Viele Grüße, Angelika
musermeku.org
pausanio
6. Februar 2017 @ 8:31
Hey Angelika,
das Thema bewegt die Gemüter! Auf jeden Fall auch weiterhin ein zu beobachtendes Feld in der Museums- und Kulturbranche. Mit Sicherheit besteht an vielen Ecken Nachholbedarf, es bleibt abzuwarten, inwiefern die Institutionen das Medium für sich sinnvoll nutzen (werden!).
Beste Grüße aus Köln!
Tanja Praske
5. Februar 2017 @ 20:37
Liebe Carolin,
vielen Dank für die Erwähnung und vielen Dank für den Artikel! Richtige Punkte werden angesprochen. Kleine Korrektur: Nach meinem aktuellen Update reduzierten sich die Museumsblogs, obwohl neue hinzugekommen sind, von 95 auf 82. Und einige unter den “aktiven” haben auch schon länger nicht gebloggt.
Ein Blog zu betreiben lohnt sich definitiv, wenn man es betreuen kann und vor allem Beziehungspflege mit den Lesern eingeht und zwar dort, wo die sich befinden. Will heißen, das Museum muss sein Blog authentisch bewerben im Social Web. Und das klappt nur, wenn es gewillt ist, den Dialog mit den potentiellen Lesern einzugehen bzw. das Blog als Magazin für Themen versteht, die es auf der Website und den anderen öffentlichen Auftritten nicht ausbreiten kann.
Betreibt das Museum das Blog ernsthaft, dann wird das Haus zum Selfpublisher, es wird autonomer von der Presse, gleichwohl kann es die Presse mit tiefergehenden Infos befüttern, wenn es erforderlich ist.
Was das Marta Herford gemacht hat, war strategisch gesehen in vielfacher Hinsicht schlau. Tatsächlich schufen sie einen Präzedenzfall, den es so nicht gab, der fortan aber gerne zitiert wird, wenn es um Blogs und ihre Möglichkeiten und die Ehrlichkeit damit geht.
Und ja, bloggen braucht man nicht, wenn die Website nicht responsive ist. Bald erscheint ein Artikel von mir in einer Schlösserzeitschrift zum Thema, werde ich dann nachreichen.
Schönen Sonntagabend und weiter so!
Herzlich,
Tanja
P.S.: Im November 2012 fing ich an, die Museumsblogroll aufzubauen. Damals gab es satte 46 Museumsblogs. Wie der Verlauf bis 2014 war, schreibe ich hier: http://www.tanjapraske.de/digitale-kommunikation/bloggen/museumsblogroll-via-social-web-sichtbarkeit-und-vernetzung/
Werde den Artikel mal aktualisieren!
pausanio
6. Februar 2017 @ 8:18
Liebe Tanja,
vielen Dank für deine Korrektur, die werden wir noch nachträglich einbinden. Und natürlich für deine Recherche! Auf den Artikel in der Schlösserzeitschrift sind wir schon gespannt :)
Schöne Woche dir!
Anke von Heyl
9. Februar 2017 @ 16:13
Hallo Carolin,
gut, dass du die Diskussion um Blogs auch noch einmal aufgemacht hast. Ich halte es für super wichtig, dass man das immer mal wieder thematisiert. Und eventuell auch an Erfahrungen anpasst. Ich finde auch – wie schon gesagt – dass ein Blog mehr sein soll, als nur eine Publikation im Netz. Oft vermisse ich allerdings das Angebot zum Gespräch schon in den Texten. Da ist bei einigen Blogs noch viel Luft nach oben. Denn auch wenn ich mich immer gerne in den Kommentaren zu Wort melde – es braucht schon eine Einladung dazu. Zum Beispiel über einen Gedanken, der eben aus der museumseigenen Perspektive heraus auch von anderen aufgegriffen werden kann.
Nach wie vor ist das Blog aber gut, sich als Museum für bestimmte Themen stark zu machen. Das geht meiner Meinung nach auf den anderen Plattformen eher nicht. In Zeiten, in denen das Blog auch oft als Website genutzt wird, gerät oft in den Hintergrund, dass ein Blog zum Netzwerken genutzt werden kann.
Klar, meist wird dann die Diskussion auf Facebook verlagert. Ich finde das auch gar nicht schlimm. Plädiere aber an dieser Stelle mal dafür, mehr in den Kommentaren unter den Blogartikeln zu diskutieren. Dann entsteht da vielleicht mehr Bewegung. Das erfordert natürlich auch die Ressourcen, sich der Kommentare anzunehmen. Aber es wäre ein guter Ansatz, sich da mehr zu zeigen.
Viele Grüße
Anke
pausanio
10. Februar 2017 @ 9:26
Liebe Anke,
vielen Dank für diesen Einwand!
Du hast recht, die Kommentare bleiben oft leider aus. Die (Museums)Blogger müssten viel öfter ihre Nutzer konkret ansprechen und sie zu spannenden Diskussionen animieren. Dadurch wird natürlich auch ein Blog attraktiver, was schließlich auch dazu führen könnte langfristig mehr User anzusprechen.
Es bleibt ein langer Weg, aber ich bin der Meinung, wer nicht wagt, der nicht gewinnt!
Beste Grüße aus dem Technologiepark,
Carolin