Cultural Entrepreneurship oder Artpreneur sind längst keine unbekannten Begriffe mehr in der Welt der Kunst und Kultur. Kreativ zu experimentieren und kunst- und kulturunternehmerisches Risiko einzugehen gehören mittlerweile zum Alltagsgeschäft von Kulturinstitutionen. Das Verlangen von Seiten der Institutionen, unabhängiger von staatlichen Finanzierungsmodellen zu werden, um etwa die Vermittlung und Forschung weiter voranzubringen, ist groß. Drängende Fragen, beispielsweise danach wie ein Geschäftsmodell aufgestellt werden muss, brennen unter den Nägeln. Eine Finanzierungsidee: mehr Besucher in die Museen zu bringen.
Cultural Entrepreneurship wird diskutiert
Die Aktualität des Themas wird unterstrichen durch die in letzter Zeit immer wiederkehrenden Berichte, Blog-Einträge, Interviews oder sogar durch ein Magazin, welches sich mit diesem Thema beschäftigt. Artivate ist ein englischsprachiges Onlinemagazin der Arizona State University, das seit 2012 zwei Mal im Jahr erscheint. Es versucht neue Denkweisen, Theorien und Praktiken aufzuzeigen, die in der Kulturwirtschaft unterstützenden Charakter haben sollen. Diesen Winter erschien die aktuellste Ausgabe des Magazins, welche wie ihre Vorgänger zuvor innovative Ideen vorstellt. Als ein Beispiel fungiert die Stadt Toronto, deren Kulturangebot mit Hilfe von Stakeholdern attraktiver gestaltet werden soll. Aber auch deutschlandweit ist Cultural Entrepreneurship eine weitflächig verbreitete Angelegenheit, die keinen Aufschub duldet. Anlässlich der Veröffentlichung seines Buches „Kultur unternehmen“ rief der Blogger Christian Holst zur gleichnamigen Blogparade auf. Ganz unterschiedliche Ergebnisse kamen dabei größtenteils in Form von Interviews zusammen, die unterschiedliche Anregungen zu Cultural Entrepreneurship vermitteln. Zu nennen ist darunter beispielsweise das Interview von Anke von Heyl, die sich mit dem Pausanio-Gründer Holger Simon über kulturunternehmerisches Handeln und die daraus entstehenden Chancen für Kulturinstitutionen unterhielt.
Cultural Entrepreneurship bedarf aber nicht nur Theorien – Handlungen müssen folgen, um Kulturinstitutionen finanziell auf die Beine zu helfen. Natürlich gibt es bereits Modelle wie „Pay what you want“. Die Idee dahinter scheint simpel. Durch frei wählbaren Eintritt sollen mehr Besucher angelockt werden, die letztendlich mehr Geld bei den Merchandise-Artikeln oder im Gastronomiebereich ausgeben und anschließend positiv im Netz oder analog über die Institution berichten. Aber reichen solche besonderen und einmaligen Aktionen aus, um langfristig die Besucherzahl zu erhöhen? Das Image zu fördern? Um Geld in die Museumskasse zu spülen und die Institution auch zukünftig finanziell unabhängiger zu machen?
Dass Cultural Entrepreneurship immer weiter in den Vordergrund rückt, wird nicht nur über die Diskussion im Netz klar. Was muss also passieren, dass Museen und Kulturinstitutionen finanziell unabhängig werden und eigene Ideen und Visionen umsetzen können?
Der Besucher will partizipieren
Ganz nach dem Blogger Gottfried Fliedl müssen sich die Institutionen langsam als solche wahrnehmen, die auf die Menschen zukommen und nicht auf Besucher warten. Gerade wenn sie den Aspekt „Vermitteln“ als eine ihrer Kernkompetenzen sehen wollen. Dass die interessierten Besucher am Museumsleben partizipieren und aktiv am Museumsgeschehen teilhaben können, muss zum Bestandteil von Museumsarbeit werden. Gerade dann, wenn durch eine größere Besucheranzahl mehr Einnahmen generiert werden können, die letztlich der Museumsarbeit zu Gute kommen. Interaktionen und inklusive Methoden animieren den Besucher, Museumsbesuche als Highlight wahrzunehmen und machen sie zu Fans des Hauses. Dann kommen diese gerne wieder und berichten möglicherweise nebenbei positiv über das Museum. Das kann natürlich aber nur ein Teil einer ganzheitlichen und langfristigen kulturwirtschaftlichen Strategie für Kunst- und Kulturinstitutionen sein. Aber es ist zumindest einmal ein Anfang.
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