Längst ist klar, dass der digitale Wandel den Kultursektor grundlegend verändert. Manche Bereiche der Kulturarbeit, insbesondere in der Archivierung und Dokumentation, haben schon lange Kontakt mit digitalen Arbeitsweisen, andere erst vermehrt durch die jüngeren Entwicklungen des mobilen Internets und der sozialen Medien. Für alle Bereiche aber gilt es, mit der richtigen Haltung und dem nötigen Know-how das Potenzial gegenwärtiger Technologien zu erkennen und die Arbeitsabläufe entsprechend anzupassen.
Aber wie?
¯_(ツ)_/¯ Mit einem leichten Schulterzucken
Die größte Herausforderung des digitalen Wandels liegt darin, dass niemand weiß, wie man es im Digitalen richtig macht. Jeder ist ratlos, und alle sind in gleicher Weise auf der Suche. Der digitale Wandel erfolgt sehr schnell und nimmt all zu oft Wendungen, die nicht vorhersehbar sind. Und da niemand sagen kann, in welche Richtungen die nächsten großen Schritte gehen werden, wird diese auch niemand alleine machen können.
Wer den digitalen Wandel aktiv und gestalterisch für sich nutzen möchte, braucht deswegen zuerst die Bereitschaft, Dinge mutig auszuprobieren, Offenheit gegenüber digitalen Innovationen und genügend Gelassenheit im Umgang mit der eigenen Ratlosigkeit – sagt Dirk von Gehlen, Leiter der Abteilung „Social Media/Innovation“ bei der Süddeutschen Zeitung. Er nennt dies das „Shruggie-Prinzip“. In seiner amüsanten Keynote zum Fachprogramm der Pausanio Akademie auf der MUTEC in Leipzig erhebt er das Schulterzucken des Shruggie-Emoticons ¯_(ツ)_/¯ zum Prinzip und erklärt das fröhliche Symbol zum besten Ratgeber für den Umgang mit der Digitalisierung.
Den digitalen Wandel gestalten
Doch gelassene Ratlosigkeit und Mut zum digitalen Ausprobieren erfordern gleichzeitig ausreichend Kenntnisse von den neuen Medien, damit Projekte am Ende auch gelingen und sich in eine digitale Gesamtstrategie einer Kultureinrichtung eingliedern. Denn die unterschiedlichen Kanäle und Plattformen können nicht unabhängig voneinander gedacht werden. Sie operieren in einem digitalen Ökosystem, wo einzelne Elemente ineinandergreifen und ihre erfolgreichen Implementierungen sich gegenseitig bedingen.

Im digitalen Ökosystem können drei Ebenen unterschieden werden. An erster Stelle stehen die traditionellen Aufgaben von Kultureinrichtungen: Vermitteln, Bewahren, Forschen, aber auch weitere Ziele einer digitalen Strategie wie Werben, Informieren, Zuhören & Erzählen oder Erlöse Generieren. Auf zweiter Ebene stehen die unterschiedlichen Geräte, die mit den Inhalten bespielt werden können und über die Kultureinrichtungen ihre Besucher und ein kulturinteressiertes Publikum in nahezu jeder Alltagssituation erreichen kann: am Schreibtisch über den PC, unterwegs über Mobilgeräte oder auf dem Sofa über Smart TV. Die Hard- und Software der jeweiligen Geräte ist speziell an den Gebrauch in diesen Situationen angepasst und kann daher auch nur mit einem jeweils passenden Inhalt versorgt werden. Dazu steht auf dritter Ebene eine Vielzahl von Kanälen bereit, die Inhalte in einem jeweils eigenen Format zur Verfügung stellen.
Viele dieser Kanäle wie Websites, Bilddatenbanken, Kassensysteme oder Onlineshops sind in den meisten Einrichtungen bereits vorhanden. Auch werden Social Media Plattformen, Apps und andere digitale Medien auf innovative Weise zur Kulturvermittlung genutzt. Oft operieren diese Kanäle jedoch weitgehend unabhängig von einander, obwohl gerade in ihrem Zusammenspiel ein großes Potenzial für Vermittlung, Besucherkommunikation, Marketing und Geschäftsmodelle liegt.
Die Fortbildungen des Fachprogramms der Pausanio Akademie möchten Gestaltungsspielräume in diesem digitalen Ökosystem aufzeigen und dazu ermutigen, diese durch eine digitale Strategie Schritt für Schritt zu nutzen. Ziel aller Fortbildungen ist es, das nötige Know-how für die eigene Gestaltung des digitalen Wandels zu vermitteln und für eine offene Haltung im Umgang zu begeistern.
Verfasser dieses Beitrags

R. Frey
5. November 2016 @ 23:21
Die Fortbildungen der MUTEC klingen äußerst interessant, da ich zB. selbst angefangen habe einen Kunst und Kultur-Blog zu schreiben.
Da ich an diesem Termin leider nicht nach Leipzig reisen kann, würde ich gerne wissen, ob man auf anderem Wege Informationen und Arbeitsmaterialien der Seminare erwerben kann.
Viel Spaß und Erfolg auf der Messe!
Jonas Gerlach
7. November 2016 @ 8:34
Danke für die Rückmeldung und das Interesse an unseren Fortbildungen. Arbeitsmaterialien können wir leider nicht ohne eine Teilnahme an den entsprechenden Seminaren rausgeben, da wir auch viele externe Referenten haben. Für welche Veranstaltung interessieren Sie sich denn genau?
Wir haben neben der Mutec auch ein reguläres Programm, das regelmäßig in Köln stattfindet: pausanio-akademie.de/programm