Audioguides – ein schöner Service für Besucher, die auf eigene Faust ein Museum oder eine Gedenkstätte besuchen und dabei interessante Aspekte lernen wollen. Noch interessanter in Kultureinrichtungen: ein Multimedia-Guide.
Vor Ort ausleihbar oder, noch serviceorientierter für den Besucher, als Museumsapp downloadbar, werden innovativ und spielerisch Informationen vermittelt, bei denen der Bildungsauftrag definitiv nicht zu kurz kommt. Eine spannende Idee für Kultureinrichtungen! Ich habe zwei Multimediaguides getestet, von denen ich absolut angetan war.
Dass ein biografisches Künstlermuseum ganz ohne originale Kunstwerke funktionieren kann, zeigt das Otto Dix-Haus auf der Bodenseeinsel Höri.
Bewaffnet mit dem Mediaguide, den man sich kostenlos vor Ort ausleihen kann, habe ich die Möglichkeit, frei durch das ehemalige Wohnhaus und Garten Dix‘ zu gehen. Neben einigen original erhaltenen Möbelstücken, sind nur in grau gehaltene Aufkleber in Originalgröße zu sehen, die anzeigen, wo sich einst die Kunstwerke im Haus von Otto Dix befanden. Hinter diesen Aufklebern versteckt sich das Konzept des Multimediaguides. Mit der Kamera des Guides (in diesem Fall einem iPod) werden diese Aufkleber abgescannt. Auf dem Display des Guides erscheinen dann neben einem Foto des Originals drei weitere Register, hinter denen sich jeweils ein Audioguide-Titel befindet: Infos zum Familienleben und dem betreffenden Zimmer, kunsthistorische Ausführungen zum betreffenden Bild und ein O-Ton-Kommentar von Dix‘ Sohn Jan.
Gerade diese Auswahlmöglichkeit und das Gefühl, dass man als Besucher private Einblicke in Dix‘ Leben erhält, macht das Museum auch ganz ohne Originale zu einem spannenden und kurzweiligen Ausflugstipp, der von einem wunderschönen Bodensee-Panorama gekrönt wird.

Eine andere Art von Multimediaguide konnte ich in der St. Antony Hütte in Obernhausen austesten. Mittels einer App wird hier eine Führung durch die ehemalige Hütte für Eisen- und Stahlindustrie angeboten. Ähnlich wie im Beispiel zuvor, öffnet sich das Kamera-Programm. Wer hier allerdings auf signifikante Punkte wartet, auf die man die Kamera halten muss, hat sich getäuscht. Man muss selbst suchen und mit der Kamera die Ausstellungsräume nach möglichen Markern absuchen. Hat man etwas gefunden, wird man mit einer echten Überraschung belohnt. Während man durch die Kamera die reale Welt sieht, schleicht sich Gottlob Jacobi, der erste Hüttendirektor ins Bild ein. Augmented Reality (AR) wird diese Technologie genannt, bei der eine weitere Ebene ins Bild eingefügt wird und mit deren Hilfe ein Video innerhalb des Kameraprogramms abgespielt wird.
Man hat das Gefühl, dass Gottlob Jacobi lebensgroß vor der Kameralinse stehen würde, während er Informationen zur Ausstellung preisgibt. Ein echt spielerisches Tool, das nicht nur Kinder begeistert! Der Vorteil dieser Multimediaguide-Führung ist, dass die App kostenlos auch schon vor dem Besuch bereitsteht und zusätzlich Informationen zum Besuch und Museums-Veranstaltungen bereithält.
Abschließend ist zu sagen, dass ich von beiden Multimedia-Guides begeistert war, da sie im Vergleich zu den herkömmlichen Audioguides ganz andere Potenziale für den Besucher bieten, statt nur der einzelnen Tracks zu einzelnen Exponaten. Der Besucher wird zum Entdecker und Forscher des Museums und durch unterhaltende Tracks und Bilder, bzw. Videos informiert.
Für große und kleine Besucher ist ein Multimediaguide ein echtes Highlight – so wird ein Besuch wahrhaftig zu einem Kulturerlebnis aus Spaß, Spiel und Wissen.
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