Gerade an diesen Wintertagen mit eiskalten Temperaturen sehnt man sich die warmen Sonnentage zurück. Zumindest tu ich das. Ich gebe es offen zu, der klirrenden Kälte und den grauen ungemütlichen Tagen möchte ich am liebsten entfliehen. Das geht allerdings gerade nicht, also muss es vorerst reichen, sich warme Gedanken zu machen. Dazu genügt es manchmal auch schon, die vergangenen Reisen im letzten Sommer Revue passieren zu lassen.
Im letzten Sommer – wie auch bereits im Jahr zuvor – war ich in Dresden. Die wunderschöne barocke Altstadt an der Elbe fasziniert mich und die vielen Sehenswürdigkeiten dort ziehen mich einfach immer wieder in ihren Bann. Aber eigentlich war ich nicht zum Vergnügen da, sondern zum Arbeiten. Die Staatlichen Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen möchten nämlich ihre App „Schlösserland Sachsen“ um eine weitere Sehenswürdigkeit ergänzen. Aber nicht nur irgendeine, sondern die wohl bekannteste in Dresden: nämlich der Dresdner Zwinger. Und das war schließlich auch der Grund für meine Kurzreise ins sonnige Dresden, denn ich sollte dazu den Audioguide verfassen.
VOLL COOL MIT EMMA AUF DEN SPUREN DES DRESDNER ZWINGERS
Für mich ist das Erstellen von Audioguides immer eine spannende Aufgabe. Schließlich verlangt es viel Eigenverantwortung und noch mehr Kreativität. In der Schlösserland-App ist die 13-jährige Emma die Protagonistin, die die Besucher durch die Liegenschaft führt. In diesem Fall muss ich also nicht nur verständlich schreiben, sondern vor allem cool – sie soll ja schließlich authentisch wirken. Hinzu kommt natürlich auch, dass es für mich sehr schön ist den Ort real kennenzulernen, den man später in Worte hüllt. Viele Inspirationen für die Stationen fallen mir tatsächlich schon ein, wenn ich vor Ort bin.
VOR ORT VON DER MUSE GEKÜSST
Die Termine vor Ort sind aber auch noch aus einem anderen Grund für mich von allergrößter Wichtigkeit. Klar, die Historie könnte ich in der Literatur nachlesen und Gebäude anhand von Abbildungen beschreiben. Doch das reicht nicht, wenn ein guter und in sich schlüssiger Audioguide produziert werden soll, der am Ende sowohl dem Auftraggeber als auch mir gefallen soll.
Denn eine Herausforderung beim Schreiben eines Audioguides ist immer die Tatsache, dass man als Autorin den Blick der Besucher allein durch die Sprache lenken muss. Dazu gehört mehr als ein „Jetzt schauen Sie nach rechts“. Dann entstehen nämlich Fragen wie, wo nach rechts? Nach rechtsoben oder doch eher nach unten? Wichtig sind bei solchen Beschreibungen deshalb, dass ich im Text Orientierungspunkte in der unmittelbaren Umgebung benennen kann, anhand derer sich die Besucher leicht zurechtfinden. Und diese markanten Punkte sind in der Regel eben doch nicht in der Literatur nachzulesen, sondern nur vor Ort zu finden.
Auch die Route durch die Liegenschaft muss vor Ort getestet werden. Diese nur im Kopf auszumalen und dort zu beschreiten reicht nicht! Bei einem Termin vor Ort gehe ich deshalb mit dem Auftraggeber alle Stationen der Reihe nach ab und bespreche im Detail, welche Informationen wo relevant sind. Dabei ist es auch wichtig, dass mit den Auftraggebern genau besprochen wird, welche Informationen für sie besonders im Fokus stehen und welche hingegen gekürzt werden können, um den Besucher nicht zu überfrachten. Das Wichtigste ist außerdem, dass wir gemeinsam vor Ort darauf achten, dass die Inhalte – auch in Hinblick auf die gesamte Tour – logisch aufeinander aufbauen und die Besucher in den Genuss einer kohärenten Führung kommen.
VIELES GESCHAFFT – BEI SUPER WETTER!
Was am Ende eines Termins vor Ort bleibt, ist ein gutes Gefühl! Ich habe nicht nur einen tollen Tag in Dresdens Altstadt verbracht und ganz nebenbei noch Sonne getankt. Sondern ich habe auch alles dafür getan, um sowohl den Kunden als auch später die Nutzer der App zufriedenzustellen. Aber dafür muss ich als Autorin eben vor Ort gewesen sein. Zusammengefasst habe ich also gleichzeitig gearbeitet und Kunst und Kultur genossen. Und das ist doch das Wunderschönste am Kunsthistoriker-Dasein überhaupt! Wer reist schließlich nicht gerne und entdeckt dabei wie fast von selbst die historischen Spuren unserer Kultur?
Oder wie denken die anderen Kunsthistoriker da draußen darüber?
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