Digitale Wissensvermittlung beschränkt sich oft auf die Haltung eines „Machen wir da halt mal ‘nen Blog zu“. Das Projekt des Lehrstuhls für Geschichte der frühen Neuzeit von Prof. Dr. Gudrun Gersmann hingegen basiert auf einem umfassenden Konzept. Eine App zum kostenlosen Download, verschiedene Online-Angeboten auf den Seiten der Universität Köln gehören zu „Wallraf digital“. Und auf dem Blog „Zeitenblicke“ bloggen Prof. Gudrun Gersmann, ihre MitarbeiterInnen und GastautorInnen zu aktuellen Themen aus der Forschung rund um „Europa um 1800“, Lehre, digitale Projekte, Transfer und Management.
Wer war Wallraf?
Ferdinand Franz Wallraf lebte von 1748 bis 1824 in Köln, wo er als Stadtreformer, Universitätspolitiker und Kunstsammler tätig war. Als letzter Direktor der alten Kölner Universität brachte er Reformschriften auf den Weg, die das Universitätsleben noch heute prägen. Den Einstieg in das Thema bietet der Crashkurs Wallraf für alle, die den Namen Wallraf nur mit dem Vornamen Günter, einem Doppel-F und Enthüllungsjournalismus verbinden können.
Die Stadtbibliothek, das Stadtmuseum, das Bildarchiv und andere kulturelle Einrichtungen sind aktiv an dem Projekt beteiligt, das sich an Studierende und Forschende aber auch an die Stadtöffentlichkeit richtet. Wallraf digital wurde medial bereits breit rezipiert – Die Kölner Rundschau berichtete, das Kölner Tourismusportal verwies auf die App und auch auf der MAI-Tagung (Museums and Internet) wurde Wallraf Digital vorgestellt. Unter dem Hashtag #maitagung können die Beiträge verfolgt werden.
Digitale Wissensarchitektur: Gekommen um zu bleiben
Gut zu wissen: In das Projekt „Wallraf digital“ sind schwerpunktmäßig junge Forschende involviert. Die Universität Köln positioniert sich damit stark für eine zukunftsgerichtete Vermittlungsarbeit: Am MAP-Lab (Modern Academic Publishing) lernen junge HistorikerInnen das „Denken in digitalen Publikationsstrukturen“. Unter dem Namen „zeitenblicke“ lief bereits von 2002 bis 2013 ein interdisziplinäres Online-Journal, das als Vorreiterprojekt die Möglichkeiten geisteswissenschaftlichen Publizierens unter Bedingungen des Internets auslotete. Das Gesamtprojekt App – Blog – Portal steht Modell für eine umfassende wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Frage nach digitalen Forschungs- und Vermittlungsstrategien, der sich in Zukunft auch andere Einrichtungen aus der Kultur- und Wissenschaft stellen müssen.
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