Die Steigerungsraten von Smartphone-Verkäufen sind ungebrochen. In diesem Jahr rechnet die BITKOM mit einer Zunahme von 36 Prozent auf 10,1 Millionen verkaufte Geräten allein in Deutschland. Ihren Durchbruch verdanken die Smartphones vor allem einer entscheidenden Neuerung: den Apps. Mit diesen kleinen Anwendungen wird das Smartphone zum multimedialen Alleskönner, mit dem man sich informieren, spielen und kommunizieren kann. Kein Bereich, zu dem es nicht auch eine App gibt. Da bleiben Museen natürlich nicht außen vor. Doch wofür brauchen Museen eine App?
Für Museen ist Multimedia kein Fremdwort. Nicht nur, dass viele der Ausstellungsstücke selbst bereits Teil medialer Inszenierungen sind, vielmehr gehört multimediale Vermittlung seit den 90er Jahren längst zum festen Bestandteil der musealen Ausstellungskonzepte. Ein Audioguide ist für jede publikumsstarke Ausstellung ein Muss, Computerterminals und Videopräsentationen bereichern vielerorts die Sammlungen.
Eingedenk dessen liegt es nahe, dass viele Verantwortliche in den Museen auch Apps für sich entdeckt haben. Bei über 6.000 Museen in Deutschland erstaunt es allerdings, dass nur 9 Museen mit einer App im iTunes App-Store vertreten sind. Erst vor wenigen Wochen hat das Stadtmuseum Penzberg mit seiner bemerkenswerten Campendonk-Sammlung die erste App eines bayerischen Museums veröffentlicht und zeigt damit, wie ein kleines Haus die moderne Technologie fruchtbar nutzen kann.
Was kann eine App für ein Museum leisten? Drei Thesen:
1. Apps machen Besucher neugierig auf das Museum.
Apps werden mobil genutzt, unterwegs oder vielfach auch zu Hause (über 60 Prozent). Damit sind Apps mehr als ein hausinterner Audioguide. Eine Museums-App muss daher neugierig auf das Museum und Schätze machen. Der Besucher will wissen, was ihn im Museum erwarten wird. Vor Ort wird sich der Besucher dann durch den Audioguide führen lassen. Aufgrund der mobilen Verwendung müssen Apps zum Besuch animieren und dem Besucher vor Ort zugleich der Vermittlung dienen.
2. Apps sind die Flyer in der Jackentasche der Besucher.
Das Smartphone hat der Besucher stets dabei. Es ist in Griffweite und nur selten aus. Apps sind damit die Flyer in der Jackentasche der Besucher. Im Unterschied zum gedruckten Flyer bieten Apps zum Beispiel stets das aktuelle Veranstaltungsverzeichnis. Mit Push-Nachrichten kann das Museum leicht auf Sonderveranstaltungen, VIP-Programme etc. hinweisen. Die App ist damit ein zentraler Bestandteil der Besucherbindung.
3. Apps sprechen eine neue und für Museen wichtige Zielgruppe an.
Außer wenigen Event-Ausstellungen, Naturkundemuseen und Museen moderner Kunst liegt der Altersdurchschnitt der Museumsbesucher zumeist über 55 Jahren. Nach einer aktuellen Studie (comScore) sind 22,1 Prozent der Smartphone-Nutzer zwischen 35 und 44 Jahre alt, 27,4 Prozent zwischen 25 und 34 Jahre und 16,9 Prozent zwischen 18 und 24 Jahre. Da die Bildungsabschlüsse in diesen Nutzergruppen zumeist überdurchschnittlich hoch sind, bieten gezielte und gut ausgesuchte Aktionen ein großes Potential, neue Besuchergruppen für die Museen zu gewinnen.
Apps sind also ein alternativloser Bestandteil im Werbemix von Museen. Hier reicht keine technische Umsetzung von der Stange. Erwartet wird ein Konzept, das sich an den Besonderheiten des jeweiligen Museums orientiert und individuell auf deren Marketingstrategien ausrichtet ist.